Der VfR Aalen, die TSG Balingen, der Bahlinger SC, die SG Sonnenhof Großaspach, der SSV Ulm 1846 Fußball und der FC-Astoria Walldorf richten sich in einem offenen Brief an die Landesregierung Baden- Württemberg, vertreten durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit der Bitte um finanzielle Unterstützung während der Pandemiezeit.
Während in anderen Bundesländern wie beispielsweise Nordrhein-Westfahlen, Sachsen oder Hessen bereits diverse Hilfsprogramme gestartet wurden, hält sich Baden-Württemberg weiterhin bedeckt.
„Wir möchten mit dem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf die bedrohliche Lage der Vereine in Baden-Württemberg aufmerksam machen. Wir erhoffen uns schnellstmöglich erhört zu werden und Hilfe zu erhalten. Denn auch wir haben finanzielle Einbußen und leider ist auch nicht absehbar, dass in nächster Zeit wieder Zuschauer zu den Heimspielen in der Ostalb-Arena zugelassen sind“, so VfR Aalen-Geschäftsführer Giuseppe Lepore.
Hier der Brief, der unter Federführung der TSG Balingen verfasst wurde, in voller Länge:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
ich komme mit einem Anliegen auf Sie zu.
Ausgangslage:
Mit Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Regionalligaverbände haben die Landesregierungen entschieden, die 4. Liga (Regionalligen) als Profiliga einzustufen – mit allen Rechten und Konsequenzen.
Unter strengen Hygiene- und Sicherheitsauflagen liefen die Mannschaften am 12.12.2020 erstmals wieder auf. Die Spiele finden seither wie überall in den Profiligen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ebenfalls mit allen Rechten, allerdings auch mit finanziellen Konsequenzen und erheblichen Einbußen. Betroffen hiervon ist gerade auch die Regionalliga Südwest, in der außer unserem Verein, der TSG Balingen, der VfR Aalen, der Bahlinger SC, die SG Sonnenhof Großaspach, der SSV Ulm 1846 Fußball,
der FC-Astoria Walldorf, sowie die U21 der Proficlubs des VfB Stuttgart, der TSG Hoffenheim und des SC Freiburg vertreten sind. Sportlich gesehen ist die Fortsetzung des Spielbetriebs für uns sehr erfreulich. Aus wirtschaftlicher und
finanzieller Sicht hingegen ist die damalige Entscheidung ein Mühlstein, der uns in die Tiefe zu reißen droht. Da es pandemiebedingt nicht möglich ist, die Fans ins Stadion zu lassen, entgehen badenwürttembergischen Amateurvereinen der Regionalliga Südwest, fest eingeplante Einnahmen. Reisekosten, Personalkosten und interne Kosten können durch die fehlenden Einnahmen nicht abgedeckt werden.
Die Profivereine der 1., 2. und 3. Liga können Gelder aus TV-Übertragungsrechten, aus verschiedenen Hilfsprogrammen, aus der Novemberhilfe etc. generieren, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Da der Status der Vereine der 4. Liga nicht einheitlich geklärt ist, fallen diese aus allen Fördermaßnahmen heraus. Dies ist sehr bedauerlich und in keiner Weise nachvollziehbar.
Aussicht:
Wir, die Vereine der Regionalliga Südwest von Baden-Württemberg tragen verantwortungsvoll die von Bund und Ländern verlängerten Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zuverlässig mit. Wir wünschen uns, wie viele Sportlerinnen und Sportler, dass der Sport als Teil der Lösung des Problems
begriffen wird und dies im Sinne der Gesundheitsförderung und sozialer Beziehungen. Wir tragen mit unserem ehrenamtlichen Engagement seit Jahrzehnten einen wichtigen Teil zur Bildung, Kultur und Integration junger Menschen bei. Es ist davon auszugehen, dass wir die Saison ohne Zuschauer zu Ende spielen werden. Mit jedem Spiel steigen unsere Ausgaben und damit auch die Verbindlichkeiten. Bereits jetzt haben wir sehr große
finanzielle Sorgen. Bis zum Sommer werden wir vor einem riesigen Schuldenberg stehen. Ohne Unterstützung durch diverse Hilfsprogramme kann die finanzielle Deckung bei den meisten Vereinen, so auch bei uns, nicht mehr gewährleistet werden. Als Ausbildungsverein mit über 250 Jugendspielern und vielen Talenten werden auch hier alle Bereiche unseres Vereins durch diese finanzielle Notlage in Mitleidenschaft gezogen. Dies ist umso bedauerlicher, wenn es sportlich gut läuft und am Ende der Saison ein Abstieg aus
wirtschaftlichen Gründen unumgänglich ist.
Beispiele für länderspezifische Hilfsprogramme:
Das Land Nordrhein-Westfalen hat für die 4.Liga Clubs ein Hilfspaket in Höhe von 15. Millionen Euro aufgelegt; als Notprogramm zur Sicherung des Fortbestandes der betroffenen Vereine. Mit diesem Sondertopf steht NRW insbesondere den Vereinen unbürokratisch zur Seite, die nicht von Hilfen des Bundes profitieren.
Das Land Hessen legt für Clubs der gleichen Liga ein zinsloses Darlehen-Programm auf. Bei Rückzahlung innerhalb von 5 Jahren wird eine Teilschuld erlassen.
Sachsen hat ein ähnliches Hilfsprogramm für die Regionalliga Nordost aufgelegt.
Anliegen der baden-württembergischen Vereine in der Regionalliga Süd-West:
Wir alle tragen sehr gerne die Verantwortung mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft und kämpfen an allen Fronten dafür, den Sport in seiner Vielfältigkeit auch als Kitt der Gesellschaft zu erhalten. Doch ohne politische Unterstützung können wir die vielfachen Aufgaben in diesen schweren Zeiten nicht stemmen.
Im Namen der Fußballvereine aus Baden-Württemberg der Regionalliga Südwest, bitten wir die Landesregierung ein Soforthilfeprogramm aufzulegen. Nur mit finanzieller Unterstützung können wir die wirtschaftliche Schieflage abfedern. Gleichzeitig hilft eine Gleichbehandlung der Vereine aller Bundesländer, eine Wettbewerbsverzerrung auszuschließen.
Wir fordern, dass das Land Baden-Württemberg die Fußballvereine der Regionalliga Südwest unterstützt, ganz konkret durch finanzielle Deckung der entgangenen Zuschauereinnahmen pro Heimspiel. Bitte helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft unseren gesellschaftlichen Auftrag wahrnehmen können.
Wir, die TSG Balingen Fußball, der VfR Aalen, der Bahlinger SC, die SG Sonnenhof Großaspach, der SSV 1846 Ulm Fußball und der FC-Astoria Walldorf danken Ihnen und freuen uns auf eine positive Antwort.
Ihr Eugen Straubinger
Vorsitzender der TSG Balingen Fußball