Der Vorsitzende des FC-Astoria Walldorf, Willi Kempf, hat gestern erneut ein Statement veröffentlicht, in welchem er die beschlossene Fortführung der Saison kritisiert. Darin appelliert er an die Regionalliga Südwest GbR, ihre Entscheidung nochmals zu überdenken.
Hier sein Kommentar in voller Länge:
„Werte Mitglieder, werte Sponsoren und Freunde, werte Walldorfer !
Hier noch einige zusätzliche Informationen und meine persönliche Meinung zu den neuesten Entscheidungen für die Regionalliga, die ich Ihnen als Vorsitzender des FC-Astoria Walldorf e.V. ebenfalls nicht vorenthalten möchte.
Sechs verantwortungsbewusste Regionalligavereine, die sich gegen die Ausbreitung der Corona Pandemie, eingesetzt haben, haben aus Sorge um die Gesundheit ihrer Spieler, Mitarbeiter und der Mitmenschen einen Antrag beim Landgericht Mannheim eingereicht, um die Wiederaufnahme des Spielbetriebes in der momentanen Situation zu verhindern. Das Gericht hat nach einer dreieinhalbstündigen Sitzung, bei der die Vorstände und Mitarbeiter der klagenden Vereine anwesend waren, unseren Antrag am Ende der Sitzung abgelehnt. Übrigens, die Regionalligavertreter von der GbR waren, ich nehme an aus Angst vor der hohen Ansteckungsgefahr nur per Video zugeschaltet. Ob diese Gerichtsentscheidung nun richtig oder nicht richtig war, kann ich nicht beurteilen. Dies wird und kann aber nur die Zukunft zeigen. Der Richter hat in der Begründung jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Verantwortlichen der Regionalliga die Möglichkeit haben auf Grund der steigenden Infektionszahlen ihre Entscheidung nochmals zu überdenken.
Die Ablehnung unseres Antrages bedeutet nun, dass wir am morgigen Freitag gegen Kickers Offenbach spielen müssen. Die Regionalliga darf sich so entscheiden, da unser Baden-Württembergisches Kultur- und Sportministerium die Voraussetzungen hierfür leider geschaffen hat.
Der Presse ist heute folgendes zu entnehmen: Nach wie vor ist die Stadt Offenbach die Region mit den meisten registrierten Corona-Neuinfektionen in ganz Hessen. Am Donnerstag (10.12.2020) meldet das Robert Koch-Institut (RKI) für die Stadt eine Inzidenz von 258,7. Ab Samstag gilt zudem eine Nachtausgangssperre.
Ich persönlich, als Mitverantwortlicher für den FC-Astoria Walldorf, finde die Entscheidung der Regionalliga GbR den Spielbetrieb weiterzuführen unverantwortlich und zeigt nach meiner Meinung, dass die steigenden Infektionszahlen immer noch nicht richtig ernst genommen werden. Nochmals zur Erinnerung: Zum 1. November wurden, trotz niedrigerer Infektionszahlen, alle Spiele im November abgesagt, und nun muss im Dezember mit wesentlich höheren Zahlen und einem emotionalen Appell unserer Kanzlerin sich unbedingt an Vorschriften zu halten, gespielt werden. Gesundheit ist das höchste Gut von uns Menschen, und das soll und darf kein vernünftig denkender Mensch trotz vieler Warnungen von anerkannten Virologen aufs Spiel setzen. Für unsere Regionalliga GbR scheint, wie es bei der Sitzung vor dem Gericht vom Vertreter der GbR auch erwähnt wurde, der Hauptgrund für die Fortsetzung des Spielbetriebes, die Drohung eines Clubs, der unter Profibedingungen arbeitet sein, im Falle einer weiteren Spielunterbrechung gegen die GbR zu klagen, da es für ihn ein Berufsverbot darstellt. Hier stellt sich für mich die Frage, sind die Verantwortlichen der Regionalliga hier in eine Zwickmühle geraten? Eins scheint doch klar: Hätte die Regionalliga den Spielbetrieb unterbunden, hätte ein anderer Verein dagegen geklagt – allerdings aus rein wirtschaftlichen Gründen. Dass ein ehemaliger Bundesligist in die Regionalliga abgerutscht ist und nun gegen Amateure spielen muss, kann nicht zum Nachteil der anderen Vereine der Regionalliga werden. Dass er nach dem Abrutschen in die Regionalliga, übrigens laut DFB, die höchste deutsche Amateurklasse, immer noch unter Profibedingungen arbeitet ist dessen Entscheidung und der Verein wie auch die anderen Proficlubs der Amateurliga können und dürfen daher nicht auf ihren Profistatus pochen. Nun sollen die Amateurvereine, obwohl es dem offiziellen Status des DFB widerspricht, wegen der genannten Drohung auf einmal als Profivereine betrachtet werden. Wir werden uns weiterhin vehement dagegen wehren. Wir lieben alle den Fußball, wir wollen auch spielen, jedoch nicht in der momentan sehr angespannten Situation. Wir müssen uns an die Vorgaben der GbR halten, die die komplette Verantwortung an uns abgibt. Mitbestimmen dürfen wir nicht, aber die volle Verantwortung übernehmen, das dürfen und müssen wir.
Mir persönlich bleibt nur eines, die Regionalliga GbR zu bitten mit Vernunft und mit Blick auf die steigenden Corona Infektionen und Intensivpatienten, sowie der steigenden Todeszahlen ihre Entscheidung zur Fortführung der Spiele zu überdenken. Wenn etwas, was wir auf alle Fälle nicht hoffen, passieren sollte, kann ich es schwer mit meinem Gewissen gegenüber unseren Spielern und Mitarbeitern vereinbaren und der Bevölkerung vermitteln, nicht alles versucht zu haben um eine Ansteckung abzuwenden. Ich hoffe nur die Verantwortlichen der GbR lesen auch die täglichen Fallzahlen, ziehen ihre Schlüsse daraus, fragen ihr Gewissen, zeigen ihr Mitgefühl mit den Infizierten und mit den Angehörigen der Verstorbenen und entscheiden sich ebenfalls dafür, dass die Gesundheit jedes Einzelnen über dem Fußball steht. Die Entscheidung der Regionalliga, den Amateurspielbetrieb auf Biegen und Brechen zu ermöglichen, passt nicht in diese Zeit. Ich hoffe nach wie vor auf die Vernunft der Regionalliga GbR und insbesondere auf deren Vorsitzenden.
Euer sehr besorgter
Willi Kempf“