Thomas Brendel, Trainer des FSV Frankfurt, wurde neulich von der Hessenschau interviewt und ließ die Hinrunde nochmal Revue passieren. Unter anderem wurde auch über eine Kooperation mit der Frankfurter Eintracht diskutiert.
Der FSV kämpft derzeit in der Regionalliga Südwest gegen den Abstieg. Bevor Brendel, der bei den Bornheimern bisher in verschiedenen Bereichen tätig war, erneut den Trainerposten übernahm, wurde zu Saisonbeginn Angelo Barletta (vorherige Stationen: FC Bayern Alzenau, zuletzt Kickers Offenbach) verpflichtet. Dieser konnte aber mit seinen Vorstellungen vom Fußball nicht überzeugen und wurde nach neun Spielen entlassen. Dazu sagte Brendel, dass der Fußball von Barletta nicht zum FSV gepasst hat.
Auf Nachfrage von der Hessenschau, was die größten Probleme der Hinrunde waren, antwortete Brendel: „Wir haben gegen die direkte Konkurrenz aus Walldorf oder Primasens nicht gewonnen. Das sind aber die Mannschaften, für die es auch um den Klassenerhalt geht. Gegen diese Teams müssen wir unsere Spiele gewinnen. Das haben wir in der Hinrunde leider nicht getan. Immerhin konnten wir unsere Abwehr stabilisieren. Dadurch haben wir gut verteidigt und wenig zugelassen. Aber auf den offensiven Außenbahnen und im Sturmzentrum sind wir zu wenig konstant und zu torungefährlich. Da müssen wir den Hebel ansetzen.“
Die Schwarz-Blauen wollen sich auch auf dem Transfermarkt fündig machen: „Am liebsten wären uns Verstärkungen auf vier Positionen. Auf beiden offensiven Außenbahnen, im Sturmzentrum und im defensiven Mittelfeld. Aber wir müssen auf die wirtschaftliche Situation schauen. Wir haben noch einen kleinen Spielraum, aber keinen großen. Deshalb müssen wir prüfen, worauf wir den Fokus in diesem Winter legen. Im zentralen Mittelfeld können wir noch basteln und vielleicht geben wir auch Spieler ab. Vornehmlich wollen wir uns aber in der Offensive verstärken.“
Im schlimmsten Fall könnte am Ende der Saison der Abstieg für die Frankfurter besiegelt sein. Auf der Nachfrage, was das für den FSV bedeutet, meinte Brendel nur: „Ein Abstieg wäre schwierig zu verkraften, aber auch dann würde es bei uns weitergehen. Der FSV Frankfurt würde weiterexistieren, wie auch immer, aber natürlich nicht mehr in diesem Umfang. Doch damit befasse ich mich jetzt noch nicht.“
Neben der aktuellen Lage am Bornheimer Hang wurde auch über die Wiedereinführung der U23 vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt gesprochen. Hier würde eine Kooperation mit dem ehemaligen Regionalligisten Hessen Dreieich im Raum stehen. Tatsächlich wollte bereits auch der FSV, laut Brendel, mit der Frankfurter Eintracht kooperieren: „Ich hatte vor rund zwei Jahren versucht, mit Fredi Bobic (Ex-Sportvorstand Eintracht Frankfurt) bezüglich einer Kooperation Kontakt aufzunehmen. Die Situation bei der Eintracht ist klar. Sie haben Spieler auf dem Zettel, die sie nicht holen können, weil sie nicht wissen, ob sie dem Spieler die richtige Plattform in der Bundesliga bieten können, wenn er sich nicht in der ersten Mannschaft durchsetzt. Dadurch verliert die Eintracht den einen oder anderen Spieler, weil der Unterbau fehlt.“ Weiter hieß es: „Wir als Nachbarverein haben nicht nur eine gewisse räumliche Nähe zur Eintracht, sondern wir bieten auch ein gutes Trainingsgelände und eine ordentliche Infrastruktur. Daher sind wir als FSV auch an einer Kooperation interessiert. Wir können davon profitieren, wenn die Eintracht Spieler holt, die nicht sofort ganz oben spielen und dann in der Regionalliga Spielpraxis sammeln können. Das wäre daher eine Win-Win-Situation. Andersherum kann die Eintracht Talenten Spielpraxis ermöglichen und die Gespräche ganz anders aufziehen. Doch leider kam es nicht zu einem näheren Austausch über dieses Thema.“
Auf Nachfrage, warum man sich nicht mit der Eintracht nähern konnte, erklärte der FSV-Coach: „Nein. Ich weiß nicht, was da jetzt mit Hessen Dreieich und der Eintracht läuft. Eine U23 kostet pro Saison etwa ein bis zwei Millionen Euro. Wenn du fünf bis sechs deiner Spieler beim FSV platzieren würdest, dann wäre das kostengünstiger, als wenn du ein Gelände und Stadion anmietest und ein Spielrecht abkaufst. Die Eintracht benötigt dafür einen kompletten Kader und ein neues Trainerteam. Das ist das, was wir schon haben und anbieten können. Bei uns könnten sich die Spieler dann für höhere Aufgaben bei der Eintracht empfehlen. Das wäre eine gute Situation gewesen. Ich war hartnäckig, aber die Spur wurde nicht weiterverfolgt.“
Unter anderem wurde auch über die aktuelle Corona-Situation gesprochen und auch gefragt, ob der Stadionbesuch, wie bei manch anderen Fußballclubs auch, mit einem Boostertermin verknüpft werden würde. Dies verneinte der 45-jährige aber. Bisher seien, bis auf ein paar Ausnahmen, die meisten Spieler und Funktionäre beim FSV doppelt geimpft. Fest steht auch, dass Brendel bis zum Saisonende Trainer in Frankfurt bleibt. Derzeit wolle man in den Kader und nicht in ein neues Trainerteam investieren. Was ebenfalls klar ist, dass Thomas Brendel in Zukunft eine klare Rollenverteilung befürwortet. Er wolle in Zukunft nicht mehr als „Notnagel“ einspringen. Jedoch ist seine Arbeit beim Traditionsverein eine Herzensangelegenheit: „Ich habe schon als Spieler fünf Jahre lang für den FSV gespielt. Ich weiß, wie die Uhren hier am Bornheimer Hang ticken. Das ist ein Verein, der von vielen Menschen ehrenamtlich unterstützt wird. Jeder, der hier mithilft, der macht aus dem Herzen heraus und nicht für Geld. Für mich ist der FSV nicht nur ein Arbeitgeber, sondern hier haben wir ein gelebtes Miteinander, ein familiäres Arbeiten. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich, den Klub wieder nach oben zu bringen. Der finanzielle Kollaps ist erst vier Jahre her. Wir können stolz darauf sein, was wir danach geleistet haben. Natürlich sind auch wir von sportlichen Schwankungen abhängig, aber wir haben dem Verein eine Zukunft gegeben.“
Den kompletten Bericht könnt Ihr in der Hessenschau nachlesen. Der Link befindet sich unten im Quellenverweis.